des Handwerkers Mittagspause…
des Handwerkers Mittagspause……ist das tägliche Handicap für die Chefin.
Punkt 12°° Uhr muss was auf dem Tisch stehen. Nicht fünf vor oder nach, nein Punkt! Schmecken soll es, natürlich satt machen. Darf nicht zu viel Vitamine haben, zumindest soll man sie nicht vordergründig wahrnehmen können (kocht frau doch für 2 Männer). Mein Anspruch: Es sollte auch ein bisschen gesund sein – nun, wenigstens hin und wieder.
Das klappt aber nicht immer. Oft wird die Zeit knapp. Ein Blick auf die Uhr: 11:10 Uhr. Okay, das reicht dicke. Just bei diesem Gedankengang schneit eine Person ins Büro mit den Worten: „Ich bin auch gleich wieder weg, habe eigentlich überhaupt keine Zeit.“ Oh Mann, der/die hat mir gerade noch gefehlt. Aber, da muss man durch. Als ich endlich den Gedanken Mittagessen wieder aufnehmen kann, ist es 11:40 Uhr. Jetzt aber fix!
Der Einkaufswagen (ja ich habe einen „eigenen“) steht auf Pole Position. Portemonnaie geschnappt zum Wagen gehetzt und los geht es. Zuerst bergab (über die Startlinie Tor) erste Kurve. Wagen über Bordstein hieven und dann direkt den Eingang unseres Marktes (monopolistische Einkaufskette, unser direkter Nachbar) anvisieren. Links und rechts lasse ich schon mal den ein oder anderen Rentner, Mutti mit Kind, hinter mir. Rein in den Markt, erste scharfe Rechtskurve. Am Gemüse vorbei (sind eh zu viel Vitamine), Brotregal, nächste scharfe Rechtskurve. Zeit 1 Minute 46 Sekunden. Bin noch gut im Rennen.
Aber, da stehen Sie schon: Rentner (incl. meinem Vater) auf Erlebnistour, ins Gespräch vertieft, einen Haufen bildend, in meiner Bahn. Das nennt man Hindernisrennen. Bei der Formel 1 würden Sie schnell aus dem Weg geschafft, geht hier nicht. Am Getränkeregal scharfe Linkskurve nehmend, grüße ich die Herrschaften (noblesse oblige) und biege quasi im Slalom ab in die Abteilung Dosen.
Time out! Ich schaue mich um und suche, weil ja nun wirklich keine Zeit mehr für ein opulentes Mahl ist, nach 2 Dosen Ravioli (wird immer wieder gern genommen). An dem Regal sind Schilder mit dem was drin stehen sollte, darüber klafft ein schwarzes Loch (in dem Fall seit 4 Wochen). Gut, ist halt nicht. Planänderung: Spagetti mit Hackfleischsosse. Ich steuere die Fleischabteilung an und sehe von weitem was ich bereits ahnte: Schild – eine letzte Packung Hackfleisch – die just in diesem Moment von einem der parlierenden Pensionäre geflissentlich dem Regal entnommen wird.
Geloost! Ausgetrickst! Eine Angestellte (Frau M.) kreuzt genauso gedankenverloren wie ahnungslos meinen Weg (mittlerweile bin ich so aggressiv wie ein Raubtier dem die Beute entkommen ist).
„Mit dem was ihr alles nicht in den Regalen habt, könnte man einen ganzen Laden ausstatten!!“ motze ich. Und dann folgt eine dramaturgische Einlage: Sie schlägt theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen und jammert laut:“ Isch weeeeß jo aach net wer des immer all kaaaaft!“ Sagte ich es bereits? Ahnungslos!! (Marktwirtschaft, Angebot-Nachfrage, Disposition? Das sind hier Fremdworte!)
Es soll halt nicht sein. Resigniert wende ich mich dem Suppentütenarsenal zu. Zwei mal Rinderbrühe mit Nudeln, 10 Eier erhascht. Da sehe ich aus den Augenwinkeln wie sich der Rentnertrupp auflöst und der Kasse zustrebt. Jetzt gilt es !! Ich setze an zum Endspurt. Es werden keine Gefangenen mehr gemacht. In die Zielgerade einbiegend stelle ich mit Genugtuung fest, dass zwei Muttis mit ihren Kindern an den Süßwaren hängen geblieben sind (wenigstens auf Kinder ist Verlass). Ein Ehepaar beim Shoppingwellnessausflug, den Wagen voll bis oben hin, hänge ich ab indem ich in den Gang direkt links einbiege (quasi Abkürzung durch die Boxengasse). Unerlaubter Vorteil? – Puh, abgehängt.
Doch das letzte Handikap, die Kasse, vermasselt den Schnitt. Vor mir nur eine Kundin. Sechs Artikel liegen auf dem Band. Kassiererin (wieder Frau M.) und Kundin sind in ein wichtiges Gespräch vertieft: „Ei was macht dann de Schorsch? Lebt der als noch? Unnn es Elsbet?“ Ich räuspere mich, schiebe meine zwei Sachen ins Blickfeld der beflissenen Angestellten. Hinter mir bildet sich eine lange Schlange wartender Menschen die ihr Geld los werden wollen. „Zum Glück ist der Laden bald Inhaber geführt“, denke ich grimmig.
„Oh, Kundschaft„, bemerkt Frau M. verwundert, als sie zufällig den Kopf dreht. Ich komme mir vor wie bei SWR3, „Baumarkt Hammer“: „Achtung, Achtung!!! Kunde am Regal, wünscht Personal!!“ Die Kundin zählt 9,45 € in Cent-Stücken ab. Mein Blutdruck würde jedes Messgerät sprengen. Und nun noch die Frage: „Päibäck Kadde? Ham mer nit, gelle?“ Ich bin weg. Es ist 5 vor Zwölf!!!
PS.: Selbst die Kleinsten stellen bereits fest, dass hier mitunter großer Mangel herrscht. Eine vierjährige ruft ihrer Mutter zu:“Frau M. hat gesagt dass die Lebkuchenhäuschen schon abgekauft sind. Die muss man immer ganz früh kaufen (wann denn , im Sommer????), weil ganz viele Kinder die abkaufen…“
Es ist der Chefin großes Leid:
zum Einkaufsmarkt ist ’s zwar nicht weit,
Jedoch ein Laden, ist er leer,
macht den Kauf – trotz Nähe – schwer.
Die Chefin lässt sich nicht gern stressen,
Aber: sie braucht was zu essen!
Irgendwas muss auf den Tisch…
die Chefin wird erfinderisch.
Abgehetzt, doch mit Elan
brät sie Fleich für Soße an,
mit Pasta, frisch – nicht aus der Dose –
serviert die Chefin dann die Soße.
So macht sie ihre Männer froh
und eilt dann wieder ins Büro.
Sie könnte schreien, doch sie lacht,
weil ärgern auch nichts besser macht.
Leider nicht in Reimform: Seit der Laden Inhaber geführt ist, hat sich, wie ich gehofft hatte, die Situation schlagartig gebessert. Es geht doch! Ist mittlerweile zu empfehlen, besonderns der Bäcker.